Quebec weiß sich zu verkaufen, anders kann man das nicht beschreiben. Allein die Fahrt über den Sankt Lorenz-Strom, mit Blick auf die mächtige, eiserne Pont de Quebec, die den Fluss parallel zur Pont Pierre Laporte quert, beeindruckt. Doch noch herrlicher wird die Zufahrt entlang des Boulevard du Champlain, das glitzernde Wasser des Stroms zur Rechten, die bewaldeten Hänge des Berges, auf dem die Stadt thront, zur Linken. Bald kommen die pittoresken Häuschen der Unterstadt in Sicht, von dort aus geht es schließlich steil bergauf, durch die übersichtliche und sehr französische Altstadt, die unumstritten von dem trutzigen und trotzdem eleganten Chateau Frontenac dominiert wird.

Ich parke im Stationnement Youville (Bezahlung nur mit Kreditkarte möglich, PIN nicht nötig), das am gleichnamigen Platz direkt außerhalb der Altstadt liegt. Von hier aus beschließe ich das Feld nicht von hinten, sondern von unten aufzurollen und begebe mich zunächst schnurstracks hinab in die Unterstadt. Wer Quebec erkunden will, sollte gut zu Fuß sein.

Im Gegensatz zu Montreal, Ottawa oder Toronto sind Altstadt und Neustadt aufgrund der noch immer existierenden Befestigungsanlagen strikt getrennt. Insofern gibt sich die Altstadt ein bisschen wie ein Freiluftmuseum für Touristen. Okay, „ein bisschen“ ist in diesem Fall tatsächlich ein bisschen untertrieben.

Die Unterstadt drängt sich rings um die Place Royale, die, analog der Place Royale in Montreal, ebenfalls die erste Siedlungsstätte markiert. Quebec wurde übrigens von Samuel de Champlain gegründet und ist nach dem indianischen Wort „kebec“ (wo der Fluss einen Knick macht) benannt. Hier unten reiht sich Souvenirladen an Restaurant und andersherum.

Wer nicht zu Fuß gehen will, kann das Furniculaire nutzen, ich steige jedoch über die Cote de Montagne hinauf zum Place d’Armes, mit Blick auf das Chateau Frontenac, das heute ein Luxushotel ist. Ich durchquere den Innenhof des Schlosses und verweile ein wenig auf einer Bank im Park nebenan, bei Sonnenschein, angenehmen 21 Grad und kühlem Wind.




Weiter geht es schließlich in Richtung Zitadelle, eine mächtige Festung, die die strategisch immens wertvolle Stadt einst schützte.

Über die Rue Saint Denis mache ich mich auf den Weg zum alten Stadttor, biege nach links ab, hinauf zu den Befestigungsanlagen, rechts daran vorbei zur Governor’s Promenade. Vom Pavillion am Ende der Promenade aus hat man einen sagenhaften Blick auf den Sankt Lorenz-Strom.



Zurück geht es über die Promenade zur Aussichtsplattform unterhalb des Chateau an der Place d’Armes. Und viel mehr habe ich tatsächlich nicht mehr getan, denn nach Museum war mir nicht so recht.




Nachdem ich im B&B kein WLAN habe ergreife ich die Gelegenheit, das gratis W-Lan im Tourismusbüro an der Place d’Armes für einen Check bezüglich meines Rückflugs zu nutzen und nachzusehen, ob es in Flughafennähe in Montreal eine Shopping Mall gibt, wo ich ein wenig Zeit totschlagen kann (gibt es, CF Fairview in Pointe Claire, 20 Minuten vom Flughafen entfernt).
Tatsächlich kommt es ein wenig anders, denn auf dem Rückweg nach Montreal, diesmal über die Autoroute 20 über Sherbrooke, sticht mir ein lieblich aussehender, dicht mit Laubwald bedeckter Berg ins Auge, etwa 60 km vor Montreal, direkt neben der Ausfahrt St. Hyacinthe, den ich spontan zu erkunden beschließe. Es ist der Mont Saint-Hilaire, und wer, wie ich, noch viel Zeit hat bis zum Check-in und sich vorher noch ein wenig im Grünen die Beine vertreten will, dem sei der dortige Reservee Naturelle Gault empfohlen, ein grünes kleines Paradies (Eintritt 7 Dollar).


Die meisten Trails führen zu Aussichtspunkten. Ich wähle für meinen Spaziergang den Burned Hill Trail, da dieser der kürzeste ist (1,2 km) und verweile auf dem Rückweg noch kurz am Lac Hertel. Dann heißt es endgültig Goodbye und Au revoir, Kanada. Ich komme wieder, ganz bestimmt.

Das war meine Reise nach Kanada. Bis bald!
Eure Vanessa