Kanada Tag 2, Spaziergang durch Toronto (inklusive Mansplaining)

*Mansplaing: Wenn ein Mann einer Frau auf eher herablassende Art und Weise Dinge erklärt, ungeachtet der Tatsache, dass er keine Ahnung davon hat, und ohne in Betracht zu ziehen, dass sie eventuell mehr zu dem Thema weiss oder zu sagen hätte, als er.

Beginnen wir mit den schönen Dingen.

Was mich an Niagara on the Lake und Burlington unter anderem fasziniert ist die grosszügige Verschwendung von Platz. Die Straßen sind riesig, die Grundstücke meist ebenso. In Toronto ist das anders. Klar, ist ja auch eine Millionenstadt.

Toronto ist ziemlich groß…

Nachdem ich den gestrigen Abend damit verbracht habe, abwechselnd „Say Yes to the Dress“ und „Masterchef Australia“ anzuschauen, stürze ich mich also heute in den morgendlichen Verkehr, hauptsächlich Stop and Go, bei überraschend sonnigem Wetter und bis zu 24 Grad! (Weswegen ich jetzt einen Sonnenbrand habe). Ich parke auf einem öffentlichen Parkplatz am Queen’s Quay, Kostenpunkt 15 Dollar Flatrate.

Von dort aus geht es die Yonge Street Richtung Norden, durch das Financial District mit vielen, vielen Hochhäusern. An der Queen Street angekommen wende ich mich nach links in Richtung der Old City Hall, die so tut, als wäre sie eine italienische Signoria, wie unschwer an dem charakteristischen Turm zu erkennen ist. Okay, vielleicht bin ich da ein bisschen zu streng.

Die Signoria, pardon, Old City Hall von Toronto.

Wie die Ostküstenstädte der USA vermischt Toronto diverse Stile und ich liebe das, vor allem, wenn  Alt und Neu verschmelzen.

Das Alte im Spiegel des Neuen. I love it!

Weiter geht es die Queen Street hinunter, zum Nathan Phillips Square und zur neuen City Hall, die ganz, ganz anders aussieht.

Die City Hall von Toronto ist beeindruckend, kam bei der Bevölkerung zu Beginn aber überhaupt nicht an. Ich finde sie elegant.

Anschließend mache ich mich entlang der University Avenue nach Norden auf, in Richtung Queen’s Park, inmitten des Uni-Viertels. Hier findet sich ein Krankenhaus neben dem anderen und selbst in den Zeitungsständern liegen medizinische Fachmagazine aus. Neben den Listings für Mietwohnungen.

Queen’s Park oder die schönste Verkehrsinsel Torontos.
Queen’s Park, die Zweite. Aber was ist das für ein Gebäude?
Hier steht’s. Wie Ihr seht, gibt es die bunten Schilder nicht nur in Niagara on the Lake.
Der Blick die University Avenue hinunter.

Ich gehe wieder denselben Weg zurück, ich will zum Toronto Dominion Center, aber dann fällt mein Blick zufällig nach rechts, in die Dundas Street, und was sehe ich da?

Nur wenige Schritte westlich der Hochhäuser entlang University Avenue finden sich diese einstöckigen Häuschen, die wirken, als seien sie direkt aus England hierher transplantiert worden. Der Pub an der Ecke McCord Street heißt übrigens The Village Idiot bzw. Idiot de Village.

Gegenüber, in krassem Kontrast, erhebt sich die ultramodernen Architektur der Art Gallery of Ontario.

Die Art Gallery of Ontario ist das Herz des kreativen Queen Street Village. Fast.

Geht man weiter die Dundas Street hinunter und biegt links in die Berkley Street ein, ist man wieder in einer anderen Welt, einstöckige Wohnhäuser, kaum Verkehr und in Sichtweite die Hochhäuser des Entertainment District. Und, ganz wichtig, der wunderschöne, kleine Grange Park, der zum Verweilen auf einer von der Sonne gewärmten Holzbänke einlädt.

Im Grange Park kann man ungestört die Zeitung oder ein Buch lesen, für die Kleinen gibt es einen hübschen Spielplatz, für die Vierbeiner einen leider winzigen eingezäunten Bereich, wo sie ohne Leine laufen und spielen können.
Nochmal der Grange Park.
Und ein letztes Mal. Sieht das Blau nicht toll aus?

Vom Grange Park aus geht es die John Street entlang in Richtung Seeufer zurück. Hier findet sich ein ganzer Häuserblock, der nur aus Pubs besteht, und ein Restaurant namens Sushi & Burritos, was ich eine etwas gewagte Kombination finde, und noch ein weiteres Beispiel für architektonische Kontraste.

An der King Street biege ich nach links ab, tauche wieder ins Financial District ein, wo sich Hochhaus an Hochhaus reiht.

Das Financial District von Toronto.
Mittendrin: St. Andrew’s.

Sehr markant sind die von Ludwig Mies van der Rohe entworfenen, schwarzen Türme des Toronto Dominion Center mit den golden Türmen der Royal Bank Plaza zwischendrin.

Toronto Dominion Center und Royal Bank Plaza an der Front Street.
Diese gemütlichen Widerkäuer finden sich zu Füßen des Toronto Dominion Center.

Ich gehe weiter die Front Street entlang und treffe, megahungrig, denn es ist bereits Mittag, eher zufällig auf den erst im Frühjahr 2017 eröffneten, sehr witzigen Berczy Park, der von Künstlern gestaltet wurde.

Der Brunnen im Zentrum des Berczy Parks besteht aus Hunden unterschiedlicher Rassen, die einen goldenen Knochen „anbellen“. Die einzige Katze sitzt auf dem Brunnenrand und schaut zu. Süß!
Weil mir der Park so gut gefällt, lunche ich dort ein Bibimbap mit Allem (Ja, auch mit Zwiebeln, und ja, scharf), das ich in einem Laden nebenan erstanden habe. Frisch und lecker!
Das ist übrigens die andere Seite des Berczy Parks. Auch schön!

Erschöpft von so viel Sightseeing und mit vollem Magen schlendere ich zurück zum Queen’s Quay, den ich zum Harbor Front Park hin kreuze.

Erinnert Ihr Euch an das, was ich über die Großen Seen geschrieben habe? Das hier ist immer noch der Lake Ontario, aber das dort drüben ist nicht etwa das andere Ufer, sondern die Toronto Islands, ein Freizeitpark.

Am Wasser entlang geht es gemütlich weiter zum Queen’s Quay Terminal, das der Künstlerszene vorbehalten ist und im morgen beginnenden TIFF, dem Toronto International Film Festival, eine große Rolle als Aufführungsort spielen wird.

Mein letzter Anlaufpunkt schließlich ist der CN Tower, der 553 m hoch ist und von dem aus man einen grandiosen Blick auf den Lake Ontario hat.

Der höchst beeindruckende CN Tower in Toronto. Ich bin trotzdem nicht hinaufgefahren. Erstens leide ich unter latenter Höhenangst und zweitens bin ich Schwäbin, der die 48 Dollar dafür zu teuer sind. Sieht trotzdem toll aus.

Ich habe in den vergangenen vier Stunden viel gesehen und jetzt will ich nur noch eine halbe Stunde oder so an der Harbor Front in der Sonne sitzen, bevor es zurück nach Burlington geht. Leider gesellt sich nach allzu kurzer Zeit ein sehr gesprächiger, sehr von sich selbst eingenommener junger Mann zu mir, der glaubt, mir in typischer Manplainer-Manier die Welt erklären zu müssen. Ich nehme die Herausforderung an, könnte ja witzig werden, allerdings wechselt er stets das Thema, wenn ich ihn mehr oder weniger dezent darauf hinweise, dass er keine Ahnung hat. („Chihuahuas wurden garantiert im Labor erstellt.“ -„Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Menschen Hunde gezüchtet haben, bevor es Labore gab.“ usw.)

Auch wenn ich mich im Nachhinein darüber ärgere, dass ich nicht gleich gegangen bin, denn so unterhaltsam war es dann doch nicht, vergesse ich zum Glück solche banalen Ärgernisse sehr schnell.

Auf der Rückfahrt bin ich erneut sehr positiv überrascht von der sehr rücksichtsvollen Fahrweise der Kanadier.

Mein Fazit von Toronto? Superschön!

Morgen geht es nach St. Jacob und dann weiter nach Alliston, meiner nächsten Reisestation, wo ich vier Nächte bleibe.

Bis bald!

Eure Vanessa

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3 Kommentare

  1. Mensch, Vanessa, was für tolle Eindrücke – von Old-Germany aus gesehen wirklich schön und interessant -.
    Gerne begleite ich dich weiter auf deiner Tour, sei also weiter der Scout durch Kanada für Giletta
    (Die Bilder vor allem mit den Gegensätzlichkeiten alt/modern waren sehr interessant – zum Teil auch waagehalsig aufgenommen – sehr schön.)

    Gefällt 1 Person

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